Feiern - How To

Es ist 2023 und wir haben das dringende Bedürfnis, einem Teil unseres Publikums mal erklären zu müssen, was man (bei uns oder in fast jedem anderen Club auch) macht und was einfach nicht geht.

Ob es an den schwierigen Zeiten liegt oder daran, dass zwei Corona-Generationen nicht die Chance hatten, zu lernen, wie man feiert, können wir nicht sagen. Wir sehen nur, dass sich die Einstellung und das Verhalten unserer Gäste im Vergleich zu 2019 radikal verschlechtert hat. Und das hören wir auch von vielen anderen Leuten aus der Gastro.

So macht uns das Arbeiten immer weniger Spaß.

Deswegen, ohne überheblich klingen zu wollen, eine Liste von Dingen, die dringend nochmal klar gestellt werden müssen.

In der Schlange

Ihr seid zur Stoßzeit ab Mitternacht gekommen und müsst jetzt warten, bis im Laden wieder Platz frei wird? Drängelt Euch nicht vor, macht den Türstehern keine unmoralischen Angebote, um bevorzugt behandelt zu werden, ruft nicht Leute an, die hier arbeiten und fragt, ob man da nicht was machen könne. Kommt das nächste Mal einfach ne halbe Stunde früher.

Zumal ihr ja sowieso gut vorbereitet seid: den ganzen Rucksack voller Bier und Schnaps.

Den dann irgendwo auf dem Hof zu deponieren um dann alle 15 Minuten „Kippen holen“ zu gehen ist - das versteht ihr - nicht in unserem Sinn und wird zukünftig leider strenger reglementiert werden müssen.

Und damit Ihr das Problem des Vorglühens ein bisschen besser einordnen könnt: Der Glasmüll der Getränke, die unser Publikum mitbringt, und den wir allabendlich vom Hof sammeln hat inzwischen deutlich mehr Volumen als die von uns verbrauchten und verkauften Flaschen.

Ankommen, reinkommen

Das ist vor jedem Club eine eher unangenehme Situation: Sich an der Tür von der Security abchecken lassen, seinen Ausweis vorzeigen zu müssen, sich in die Tasche gucken zu lassen. Das ist für wahrscheinlich mehr als 95 Prozent unseres Publikums auch wirklich kein großes Ding, weil sie wissen, dass die Security nicht dazu da ist, um Leute zu schikanieren, sondern für die Sicherheit von allen im Laden sorgt.

Und dass man als normaler Mensch den ganzen Abend nichts mehr mit den Leuten von der Tür zu tun haben wird.

Die vielleicht fünf Prozent der Leute, die nicht rein gelassen werden, wissen eigentlich (meist am nächsten Tag, dann wieder nüchtern) wieso. Bis dahin ist es komplett sinnlos, mit Türstehern über eine getroffene Entscheidung diskutieren zu wollen.

Wer einmal an unserer Tür abgewiesen werden sollte, nimmt das im besten Fall gelassen, zuckt mit den Schultern und geht nach Hause. Und kommt beim nächsten Mal vielleicht nicht total druff und drüber mit ner Flasche Pfeffi im Kopf vom Vorglühen.

An der Kasse

In einer idealen Welt nehmen die Leute den Eintrittspreis zur Kenntnis, bezahlen, lassen sich einen Stempel geben, nehmen sich ‘n Gummibärchen und fangen an, den Abend zu genießen. Sie sind sich bewusst, dass sie mit dem Eintritt keineswegs den Laden gekauft haben, sie sich deswegen weiterhin sozial kompatibel verhalten müssen und jetzt auch nicht automatisch alle Mitarbeitenden zu persönlichen Schankmägden und Mundschenken mutiert sind.

An der Theke

Schnipsen, winken, pfeifen, mit Geldscheinen wedeln und rufen, um die Aufmerksamkeit des Thekenpersonals auf sich zu ziehen ist nicht nur total daneben, sondern bringt auch nichts. Wir sehen alle. Und alle kriegen ihre Drinks.

Der vorbildliche Teil unseres Publikums hat sich sogar bereits vorher überlegt, was er gerne trinken würde und benutzt „Bitte“ und „Danke“. Er latscht außerdem nicht hinter die Theke, um sich alle Flaschen zu betrachten, und ist sich bewusst, dass sich bei einer Bestellung von „Drei Kurze!“ ungefähr 20 Möglichkeiten ergeben, was genau damit denn jetzt bitte gemeint sein könnte.

Im Laden

Die Ulen-Mitarbeitenden sind nicht Dein Feind! Wenn sich da wer mit zwei vollen Kisten Bier auf dem Arm durch die Menge zwängt, passiert das keineswegs, um Dir persönlich den Abend zu versauen, sondern weil eine der Theken dringend Nachschub braucht.

Es ist deswegen extrem unangebracht, sich dieser Person absichtlich in den Weg zu stellen, sie zu schubsen, anzufassen, anzutanzen oder zu versuchen, Getränke aus der Kiste zu klauen. Mach doch einfach ein bisschen Platz, lass die Leute ihre Arbeit machen und alle kriegen bessere Laune.

Das gilt auch für unsere Gläser- und Flaschensammler*Innen: Wir finden ein Pfandsystem noch immer total beknackt, weswegen wir ständig Leute brauchen, die unsere Gläser und Flaschen nach Benutzung wieder einsammeln. So jemandem im vorbeigehen, sein Glas in die Kiste zu schmeißen, führt nur zu Scherben. Gläser und Flaschen möglichst so aufzutürmen, dass beim Sammeln gefährlicher Glasbruch entsteht? Ach kommt, Leute.

Dass wir noch immer erklären müssen, dass innen im Laden nirgends geraucht oder gevaped oder geiqost werden darf, finden wir ausgesprochen erstaunlich. Immerhin gilt dieses Gesetz bereits seit 2005!

Ja, wir leben davon, Alkohol zu verkaufen. Und obwohl unsere Gäste alle volljährig sind, kann es passieren, dass sich da mal verschätzt wird und man sich übergeben muss. Das muss kein Drama sein, wenn man dem Personal Bescheid gibt und sich auch selbst darum kümmert, die verursachte Sauerei wieder einigermaßen sauber zu kriegen.

Die Garderobe

Wir haben in den Wintermonaten draußen im Raucherbereich eine Garderobe, wo man gegen einen kleinen Obolus seine Jacke sicher bewacht aufbewahrt bekommt. Die Kleiderhaken am Ende der Theke sind kein sicherer Ort für Eure Jacken!

Die ersten, die irgendwann wieder gehen, nehmen sich wahrscheinlich unabsichtlich „eine schwarze Jacke“ grob in ihrer Größe und lösen damit eine Kettenreaktion aus. Die Leute, deren Jacke dann schon wer anders trägt, nehmen sich eine andere, die grob passt, weil wer will schon ohne Jacke nach Hause. Am Ende liegt ein riesiger Haufen Kleider auf dem Boden und die, die bis zum Schluss bleiben, suchen sich aus den Resten irgendwas zusammen. Also ist Euch entweder Eure Jacke extrem egal, oder ihr benutzt bitte die Garderobe draußen im Zelt.

Respektvoller Umgang

Nirgends auf der Welt ist es ok, Mitarbeitende eines Clubs anzufassen, zu beleidigen, ungefragt zu küssen, rumzuschubsen oder gar handgreiflich zu werden. Das nochmal explizit aufschreiben zu müssen, finden wir eigentlich unfassbar, aber immerhin kann sich niemand, der deswegen bei uns hochkant aus dem Laden fliegt, hinterher beschweren, er habe von nichts gewusst.

Nein heißt Nein! 

Wenn jemand etwas nicht möchte und das klar sagt dann ist das so und muss auch so akzeptiert werden.

Mutwillig Sachen im Laden kaputt zu machen oder nachhaltig zu versauen ist viel weniger lustig, als sich das viele in ihrem Moment vorzustellen imstande zu sein scheinen.

Der Fame, den Du kriegst, wenn Du das komplette Klo volltagst, ist sehr viel geringer, als Du Dir wünschst. Und dass der 87. Fanclub oder das 357. Kollektiv auch mal hier war, kann man, wenn man es unbedingt möchte, mit einem Sticker verewigen. Nicht mit 250.

Draußen im Raucherbereich

Solange es in Deutschland verboten ist, Marihuana oder andere illegale Drogen zu konsumieren, ist es das selbstverständlich auch bei uns.